Die Carglass®-Stiftungspartner leisten Großartiges – allen voran Miroslaw Kania. Er ist Regionalleiter der JOBLINGE gAG Rheinland und erklärt im persönlichen Gespräch, was die JOBLINGE und die Arbeit mit den Jugendlichen für ihn so besonders machen und worauf er wirklich stolz ist.
Lieber Herr Kania, an wen richtet sich die JOBLINGE-Initiative genau?
Zuallererst an benachteiligte Jugendliche, die familiär oder schulisch mit schwierigen Startbedingungen zu kämpfen haben. Oder an Unternehmen, die beispielweise unter dem Fachkräftemangel leiden. Letztlich sprechen wir auch Privatpersonen an, die bei uns als Mentor oder Mentorin arbeiten wollen. Unser Ziel ist ganz klar, den Jugendlichen zu helfen und die Lücke zwischen Herkunft und Zukunft zu schließen – unabhängig von Schulabschlüssen und Lebensläufen. Wir wollen ihnen eine echte Chance bieten!
Was macht es den Jugendlichen so schwer, den Start ins Berufsleben zu finden?
Es sind oftmals fehlende Alltagsstrukturen: Jugendliche, die keine festen Tagesabläufe haben, morgens schwer aus dem Bett kommen oder vom Elternhaus nicht die notwendige Unterstützung bekommen. Es sind aber auch fehlende Vorbilder in ihrem Umfeld, die weiterhelfen oder bei der Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Da ist der Bedarf enorm hoch. Natürlich liegt es häufig aber auch einfach an schlechten Schulnoten, schlechten Abschlüssen oder große Lücken in Lebensläufen.
Was sind die wichtigsten Aufgaben eines Mentors und wie wird man das Mentor?
Vor allem geht es um das Begleiten und Motivieren von Jugendlichen sowie das Teilen der eigenen Erfahrung und der Wille, sich auf die Lebenswelt der Jugendlichen einzulassen. Mentorinnen und Mentoren sollten fest im Leben stehen, ein gefestigtes Umfeld haben und eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen. Das Handwerkszeug bekommt man von uns in einem Mentoren-Training. Wir bleiben zudem während des kompletten Prozesses an Bord.
Das Mentoring läuft über den Zeitraum von einem halben Jahr oder bis zur Vermittlung in eine Ausbildung. Es ist auch am allerwichtigsten wirklich so lange ansprechbar zu sein. Danach haben die Tandems natürlich die Möglichkeit, weiter in Kontakt zu bleiben, wenn sich eine Freundschaft entwickelt hat oder man einfach weiter Unterstützungsbedarf sieht.
Was macht die JOBLINGE aus Ihrer Sicht so wertvoll? Was motiviert Sie?
Unser „Geheimnis" ist der Zusammenschluss von öffentlicher Hand, wie der Stadt Köln und den Jobcentern, Ehrenamt und Wirtschaft. Mich motiviert es, dass wir den Jugendlichen Unterstützung anbieten können, die funktioniert. In vergleichbaren Projekten für Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen, die in eine Ausbildung vermittelt werden, ist eine Erfolgsquote von etwa 20 Prozent üblich. JOBLINGE vermittelt seit Jahren über 70 Prozent. Ich will die Zahlen aber nicht vor den Menschen setzen. Es funktioniert ja nur aufgrund der Bindungsarbeit der Mitarbeitenden. Alle Kolleginnen und Kollegen haben Expertise darin, die Teilnehmenden an einem Punkt aufzufangen, an dem sie schon viel Enttäuschung erfahren haben und sie schließlich zu vermitteln. Die Jugendlichen glauben an das Konzept und erarbeiten sich mit diesem Programm ihre Ausbildung.
Auf was sind Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeiten besonders stolz?
Da gibt es eine Reihe von Projekten, aber die komplette Digitalisierung der Maßnahmen war zuletzt etwas, das mich sehr stolz gemacht hat. Die JOBLINGE haben bundesweit einen Pioniergeist. Es geht ständig darum, sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen und vorab zu erkennen, welche Trends und Veränderungen auf uns zukommen. Gerade die benachteiligten Jugendlichen sind hier meist schon die Verlierer.
Im Zusammenhang mit der Carglass®-Stiftung bin ich auch sehr stolz auf die Kooperation mit dem „Afrika Tikkun"-Projekt, wo wir beispielsweise schon 2015 zur Flüchtlingskrise geschaut haben, welche Programmelemente wir für junge Geflüchtete anbieten können.
Was wünschen Sie sich für Ihr Projekt für die Zukunft?
Wir bei den JOBLINGEN arbeiten stets daran, uns selbst abzuschaffen. Das wird aber erst passieren, wenn Chancengleichheit besteht und die Belastung für die Benachteiligten stark zurückgeht. Das wünsche ich mir – insbesondere, dass das Potenzial unserer Jugendlichen von der Wirtschaft wahrgenommen wird und wir so unseren Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel skalieren können.
Vielen Dank, Herr Kania, für die Einblicke und das spannende Gespräch!